Erlebnispädagogik-Niederseilgarten

Jahresthema 2024

demokratie MITEINANDER

Das Jahresthema des Verbandes für 2024, „demokratie MITEINANDER“, hätte auch das Jahresthema von 1844 sein können. Mit der Gründung der Heimvolkshochschule von Rødding in jenem Jahr, ungefähr 70 km nördlich der heutigen deutsch-dänischen Grenze, wurde der Versuch unternommen, die Idee einer Verbindung von Bildung und Demokratie zu verwirklichen. Das Bedürfnis für solche Einrichtungen und solche Versuche ist gut 175 Jahre später noch größer als damals.

Zwei Tendenzen kennzeichnen unsere Gegenwart. Zum einen definieren unübersehbare Megathemen unsere Zeit: der Klimawandel, die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die Digitalisierung gehören zu den einleuchtenden Beispielen. Diese schüren das Gefühl, dass wir in einer besonders herausfordernden Zeit leben. Zum anderen neigt der Mensch der westlichen Welt zu dramatischen Reduktionen und Vereinfachungen dieser Megathemen. Reduktionen und Vereinfachungen, die fast genauso deutlich sind, wie die Themen selbst.

Die Jahre des Kalten Krieges zwischen 1945 und 1989 waren von einer Dualität zwischen dem Osten und dem Westen bestimmt. Niemand vermisst zwar diese Dualität, sie wird aber heute noch wiederholt. Das Denken in den Kategorien „wir“ und „sie“, der ersten und der dritten Person, scheint als Struktur geblieben zu sein – wenn auch die Welt wesentlich komplexer geworden ist. Die Themen unserer Zeit sind nämlich widerborstig und lassen sich nicht vereinfachen – die Reduktion ist also eine Illusion. Aber es ist eine Illusion mit Zulauf.

Es gibt im Grunde genommen nur zwei Möglichkeiten: entweder kann ich etwas verstehen (den Versuch jedenfalls unternehmen), oder ich kann etwas schlicht und ergreifend nicht verstehen. Vielmehr bleibt uns nicht übrig. Der Mensch von heute kann das Erste nicht immer, räumt aber das Zweite nie ein. Was bleibt ist eine Figur der leichtfertigen Spontanübertragungen. Üblich geworden sind Schlussfolgerungen wie: wenn man sich z.B. als Befürworter*in des Genderns in der Sprache outet, wird als Konsequenz allgemein davon ausgegangen, dass man dann auch zwingend Atomkraftgegner*in, Vegetarier*in, Bahnfahrer*in und Feminist*in ist. Der Welt werden eine Klarheit und eine Aufteilung aufgedrückt, die sie nicht hat. „Wir“ für uns und „die Anderen“ für sich.  

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Demokratie von heute fordert wie vor 175 Jahren menschliche Qualitäten, die unmodern geworden sind. Das Eingeständnis des Nicht-Verstehens, der Urteilsunfähigkeit, ja manchmal sogar der Ratlosigkeit und des Zögerns, kann eine saubere demokratische Grundhaltung sein. Ein demokratischer Mensch ist immer bereit, sich selbst und seine Meinungen in Frage zu stellen. So kann man besser auf die Anderen eingehen. Demokratie fordert auch Geduld. Nur wer Geduld hat, kann wirklich zuhören und Gespräche führen, kann sortieren und folglich richtig einordnen. Am allerschönsten beschreibt es Hans-Georg Gadamer am Ende des zweiten Teils seines Hauptwerkes „Wahrheit und Methode“ (1960): „Verständigung im Gespräch ist nicht ein bloßes sich Ausspielen und Durchsetzen des eigenen Standpunktes, sondern eine Verwandlung ins Gemeinsame hin, in der man nicht bleibt, was man war“.

demokratie MITEINANDER muss heißen, dass wir die Fähigkeit der Einzelnen stärken, sich auf die Verwandlung einzulassen, die Gadamer beschreibt. Diese Verwandlung setzt eine attraktive und starke Gemeinschaft voraus, die nur über investitionswillige Einzelindividuen zu etablieren ist. Das Arbeiten mit dem einzelnen in der Gruppe ist gefragt, denn nur wenn sie oder er Teil einer Gruppe wird, zu deren Entstehung er oder sie selber beigetragen hat, bereichern sich Individuum und Gemeinschaft gegenseitig – wir nennen das „Leben und Lernen unter einem Dach“. Mit dem Jahresthema von 2024 fordert der Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum seine Mitglieder zur Beschäftigung mit dem Thema auf, und zwar in unterschiedlichsten Formaten wie Maßnahmen, Vorträge und Exkursionen. Immer maximalkreativ und der Zukunft zugewandt – wir wünschen viel Vergnügen!

Wie kann demokratie MITEINANDER nun in Bildungszentren aussehen? Welche Ideen gibt es dazu unter unseren pädagogischen Mitarbeitenden und Leitungen?

MITEINANDER im Verband, in den Häusern, mit Mitarbeitenden und Besucher*innen wollen wir das demokratische Element der Bildungszentren definieren und herausarbeiten. Was hat Grundtvig dazu gesagt und wie kann das im Heute umgesetzt werden? Wie können Mitarbeitende als Lernende und Lehrende zugleich verstanden werden? Wie sieht ein demokratisches Seminarangebot für junge Menschen aus? Welche neuen Ansätze der Demokratiebildung gibt es? MITEINANDER haben wir die Heimvolkshochschulen und Bildungszentren als Orte der Demokratie vermessen und neue Ideen ersponnen.

Vom 01.07. – 31.12.2023 wurden deshalb in fünf Häusern des Verbandes Projekte und Maßnahmen zum Jahresthema 2024 entwickelt und vorbereitet. Kleine Einblicke finden Sie in den folgenden Videos. Die Häuser sind bezüglich der vorgestellten Projekte und Seminare jederzeit ansprechbar - vielleicht lässt sich ja die ein oder andere Idee in einem anderen Bildungshaus wiederholen.


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